Samstag, 11. Mai 2013

...to be continued...


Ich hatte die Schuhe ausgezogen. Natürlich weiss ich - knapp ein Jahr danach - nicht mehr aus welchem Grund. Aber ehrlich gesagt wusste ich das auch damals am nächsten Morgen nicht mehr. Meine Füsse schmerzten und an einigen Zehen klebte schwarzes, geronnenes Blut. Ebenso fühlte sich mein Kopf schwer und schwammig an. Irgendwelche hochprozentigen Substanzen hatten mir das Hirn weggeblasen. In meiner Erinnerung fand ich verzerrte Fetzen einer grauen und herzlosen Nacht. Worte ohne Stimmen und Fratzen ohne Gesichter… 

Sonntag, 5. Mai 2013

Das Maß der Dinge


Es scheint mir eine interessante Frage zu sein, ob denn nun der Traum der Vernunft diese Ungeheuer tatsächlich gebiert. Zuerst einmal noch anzumerken ist, dass in der spanischen Sprache das Wort für Traum ebenso Schlaf bedeutet. Ein nicht unwichtiger Punkt, da dies die Aussage erheblich verändert. denn Träumen kann auch mit abschweifendem Denken assoziiert werden, schlafen jedoch ist eine Tätigkeit, bei welcher wir uns in einem unbestrittenen Zustand befinden. Da es mir in diesem Zeitrahmen nicht möglich ist, den Titel genauer analysieren zu können, bleibe ich bei der Ausgangslage, der Variante mit dem Traum.
Man könnte nun die Aussage auch umformen zu einer neuen Konstellation wie etwa „Wenn die Vernunft träumt, gebiert sie Ungeheuer“. Jeder Mensch besitzt ein gewisses Maß an Vernunft, welches er nach Belieben anwenden kann. Den aufklärerischen Idealen zufolge muss ich jedoch annehmen, dass das Volk bestrebt war, nur noch den vernünftigen Gedanken Eintritt zu gewähren. Wie wir aber wissen, passiert es immer wieder, dass wir innerlich abdriften, eine andere Welt aufsuchen, der Realität entfliehen. Und solche Spaziergänge nach irgendwo geschehen unmerklich. Dies ist der Moment, in welchem die Vernunft träumt, man könnte es auch Phantasieren nennen. Braucht es aber diese radikale Grenze? Ist Unvernunft ungeheuerlich? Entsteht nicht auch aus der Vernunft Irrsinn? Wo liegt die Definition der Vernunft? Für mich stellt der vermeintliche Fortschritt der Aufklärung in gewissen Bereichen eine zu strenge Schwarz-Weiß-Malerei dar.
Es wäre ein nächster Schritt, sich mit der Person Goya auseinanderzusetzen. Welche Einstellung hatte der Künstler gegenüber dem rein wissenschaftlichen Vormarsch? So ist doch bekannt, dass Menschen aus gewissen Kreisen in allen Epochen immer etwas auflehnend sind. Diesem angebrachten Vorurteil nach zu schließen, lässt sich auf dem Bild unmittelbar etwas Ironisches erkennen. Denn ganz objektiv betrachtet, ist es eher lachhaft, wenn die träumende Vernunft von gerade eben jenen Monstern heimgesucht sind, die sie in geistig wachem Zustand zu verbannen gedenkt.
Durchaus könnte es Goyas Absicht gewesen sein, den Massen einen Spiegel vorzuhalten, um sie aus dem Rausch des Extremismus zu befreien.
Welche Ideen auch immer hinter dem Gesamtwerk stecken mögen, so bleibt für mich der Ausdruck des Unbehagen am stärksten präsent. Die albtraumartige Szenerie zwingt zum Aufwachen. Ich würde bei einer Interpretation relativ anti-aufklärerisch vorgehen und meine Gefühle walten lassen. Aufwachen und dem Absurden entrinnen. Denn hier stimmt etwas nicht und diesem gilt es zu entfliehen. Um was es sich dabei handelt, scheint mir ein individuelles Problem darzustellen. Allgemein gesehen aber liegt die Lösung darin, eine Ausgeglichenheit zu finden, in welcher vernünftige Aspekte wie auch träumerisches Gedankengut einen Platz haben.