Ist
dieser Text eine Aussage an alle oder schreibe ich für mich? Ein
wesentlicher Unterschied. Nun gut, es ist eine Aufgabe, ihn zu
verfassen, somit dürfte anzunehmen sein, dass ich nicht die einzige
bleiben werde, deren Blick auf die Worte zielen wird. Uneingenommen
von dieser Erkenntnis werde ich mir dieses Mal alle Mühe geben,
ehrlich zu bleiben. – Mit der stillen Hoffnung, später nicht auf
den Inhalt angesprochen zu werden.
Es
sind tägliche Geschehnisse, die mich immer tiefer in den Sog der
Traurigkeit hinunterziehen. Außerdem ist es schwierig, eine eigene
Welt aufrechtzuerhalten. Die Freude ist immer nur sehr kurz zu Gast
und wird jedes Mal von der Hitze der Wut versengt. Die Wut, die sich
nicht entfalten kann und im salzigen Tränenmeer ihr jähes Ende
findet. All die Fragen, die niemand zu meiner Befriedigung zu
beantworten vermag, kreisen am Zenit meines Gedankenuniversums,
schnell und durcheinander. Ich bin es leid, meine Seele auszukotzen,
da ich doch immer wieder auf taube Ohren stoße. Kann oder will ich
es nicht verstehen? Beide Möglichkeiten könnten der Fall sein. Dies
immer wieder zu hinterfragen macht mich wahnsinnig. Sind es die
anderen oder bin ich es? Eine endlose Spirale ungeklärter und
unerklärter Dinge beschreibt meinen Lebensweg. Es ist längst nicht
nur mehr die Suche nach des Lebens Sinn als vielmehr die Suche nach
irgendetwas. Gestalt- und namenlos. Die schwierigste Suche, die es zu
bewältigen gilt, ist diejenige, bei welcher man nicht weiß, was es
zu finden gibt. Ich weiß nicht, was ich am anderen Ende erwarte. Es
würde mich beruhigen, wenn ich annehmen dürfte, dass es die
Gegenseite der Traurigkeit ist.
Eingelullt
in des Schlafes Obhut kommen auch die Gedanken zur Ruhe. Sie löst
für einige Stunden das Denken vom Bewusstsein und trägt mich weg.
In einen Raum fernab unserer Zeit, wo jedem Gefühl seine eigene
Schönheit innewohnt. Während mein Gesicht im feuchten Kissen liegt,
schwimme ich im Fluss der bittersüßen Tränen davon, unendlich
weit, unendlich lang. Ohne Erschöpfung zu verspüren. Am Ufer sehe
ich Erinnerungen an die Freude, wie sie aus dem Boden wachsen, baum-
und strauchartig, ihre Äste wie Arme, die den Weg zum Wasser suchen,
nach mir greifen. Doch ich treibe davon, um mich zur Morgenstunde als
Strandgut in meinem Bett vorzufinden.
Warum
gelingt es dem Ticken der Uhr, mich nervös zu machen? So sollen doch
die Stunden im Sand versickern und zu demselben verfallen. Und doch
bleibt der Wunsch, mehr zu sehen, als mir tatsächlich vor Augen
liegt.
Die
Einfachheit, einen Tag zu bestreiten, wird unter all diesen Umständen
– sind es denn wirklich Umstände, als nicht vielmehr die Realität?
– oftmals auf die Probe gestellt. Erwachen scheint nicht immer ein
Geschenk zu sein, und dennoch bleibt die Hoffnung – ist es denn
wirklich die Hoffnung als nicht vielmehr die Sehnsucht? – zu
finden, wonach ich schon so lange suche.
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